





All inclusive – auf meine Art | Ben Koch
Willkommen zu meinem zweiten Blog in diesem Jahr! Heute werde ich euch auf eine Reise in die Türkei mitnehmen: All inclusive in Antalya? Natürlich nicht! All inclusive auf meine Art! In einer Woche radelte ich mit minimalem Gepäck von Istanbul über Tekirag, Canakkale und Bandirma rund um das Marmarameer. Mein Arc8 konnte seine Vielseitigkeit auf Straßen aller Arten beweisen und ich durfte mit ihm in eine Welt eintauchen, deren Landschaft und Menschen mich nachhaltig beeindruckten.
Schlafender Riese
Das Abenteuer Istanbul startete bei Sonnenaufgang, als die Stadt noch wie ein schlafender Riese vor mir lag. Ich liebe die Stimmung in Großstädten früh am Morgen, wenn die Straßen noch leer sind, Frische in der Luft liegt und man außer streunenden Hunden und einzelnen Joggern höchstens ein paar Verkäufern beim Einräumen ihrer Ware begegnet. Auf leeren dreispurigen Straßen ging es vom Sabiha-Gökcen Flughafen durch den asiatischen Teil der 16 Mio Einwohnerstadt zum Bosporus. Die Schifffahrt bei Tagesanbruch stand den ersten 30 km durch die Stadt in nichts nach! Mit Blick auf die blaue Mosche und die Hagia Sofia schipperte ich begleitet von kreischenden Möven noch in Ruhe zum europäischen Teil der Stadt, wo schlagartig das wahre Gesicht der Stadt zum Vorschein kam: Menschenmassen, Trubel und Hupen auf den Straßen empfingen mich. Nach einem kurzen Tourist-Stopp an der Hagia Sofia wollte ich möglichst schnell raus aus der Stadt. Das ist leichter geschrieben als getan. Es bedeutete letztlich 97km in abenteuerlichem türkischem Verkehrschaos. Bemerkenswert war: Trotz wildem Verkehr, Gehupe, Drängeln und Missachtung der meisten Regeln blieben die Verkehrsteilnehmer positiv gestimmt! Diese überaus entspannte Auslegung der Regeln und Großzügigkeit gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern habe ich direkt übernommen. Definitiv auch ein Erlebnis!
Hallo Landleben
Der ersehnte Anblick von Natur und Weite war wohltuend. Schöne Gravelpassagen durch hügeliges, bewirtschaftetes Land machten die letzten anstrengenden Kilometer durch die Stadt schnell vergessen. Die hochstehende warme Sonne, das Meer zu meiner Linken und mein tänzelndes Gravelbike ließen ein Grinsen und das Gefühl von Urlaub in mir aufsteigen. Das Landleben begrüßte mich mit einer Herzlichkeit, wie man sie sich kaum schöner vorstellen kann. Die Sprachbarriere spielte dabei keine Rolle und es wurde mir bei allen Begegnungen eine unglaubliche Wärme und Großzügigkeit entgegengebracht. Die kleinen Wege führten mich teilweise weit ins Hinterland, wo man Touristen oder gar Fahrradfahrer nicht gewöhnt ist. Ja - ich fiel ziemlich auf! Aber unwohl oder unsicher fühlen musste ich mich nie und ich bekam auf diese Weise einen authentischen Eindruck vom ländlichen Leben. Wie weit diese abgelegenen und vom Tourismus abgeschnittenen Dörfer in der Entwicklung hinterherhinken war eindrücklich: Häuser mit Blechdächern und Wänden, die teilweise aus Lastwagenplanen bestehen sowie eine Landwirtschaft, die mit Maschinen betrieben wird, welche bei uns im Museum zu finden sind.
Von Adrenalin getrieben
Aus dem Balkan wohlbekannt begrüßten mich außerhalb der Stadt schnell auch die ersten der unzähligen wilden Hunde, die in der Folge viele Zwischensprints auslösen sollten. Ein Aufeinandertreffen wird mir dabei besonders in Erinnerung bleiben: Ich fuhr auf einem kleinen Feldweg an einer Familienfeier vorbei, die in einem eingezäunten Grundstück stattfand und wurde wie gewohnt freundlich gegrüßt. 500m nach dieser Begegnung stand mir ein Rudel von ca.20 Hunden gegenüber. Zunächst fuhr ich noch auf sie zu, da die wilden Hunde oft einfach schwach und ausgezehrt sind. Als aber ein Hund bellend auf mich zuzurennen begann, war mir klar, dass diese Hunde nicht zu der harmlosen Sorte gehörten. Das Rudel setzte sich in Bewegung und ich drehte so schnell ich konnte mein Rad um 180 Grad und trat angetrieben von einem heftigen Schub Adrenalin in die Pedale. Begleitet von lautem Gebell raste ich wieder an der nun höchst amüsierten Familienfeier vorbei und radelte in einem großen Bogen um diesen Wegabschnitt herum.
Kein Wifi ohne Tee
Öffentliches Wifi war völlige Fehlanzeige! Erreichte ich eine größere Stadt, war die Lösung, einen freundlichen Türken anzusprechen, ob er mir einen Hotspot zur Verfügung stellen würde. Ausnahmslos loggten sie bei einem Tee daraufhin mein Handy in ihr Internet ein. Diesen Deal ging ich - und offensichtlich auch meine Bekanntschaften - gerne ein. Die Unterhaltungen waren stets kurios, da sprachlich nicht viel möglich war. Aber beide Seiten genossen die Situation. Und - der Tee war immer eine Einladung!
Paradies für das Gravelbike
Mein Rad war einfach perfekt für die Tour ums Marmarameer. Da nur die großen Bundesstraßen gut asphaltiert sind, war ich meist auf einer Art festgeklebtem Schotter, auf Kies oder matschigen Feldwegen unterwegs. Matschig, da nachts bei niedrigen Temperaturen eine große Feuchtigkeit entstand und der Boden komplett aufweichte. Das Herrliche: Meinem Rad war das einfach egal! Ich muss wirklich sagen, ich war aufs Neue beeindruckt, welche Fähigkeiten mein Arc8 auf jeglichem Untergrund besitzt und mir dabei immer Fahrspaß vermittelt! An der Stelle: Danke Hardys und Team! So führte mich das Gravelrad durch Olivenhaine, karge und felsige Abschnitte im Bergland, durch Felder und Hügellandschaften, sowie unzählige einsame Kilometer direkt am Meer entlang und das bei tagsüber sommerlichen Temperaturen im kurzen Trikot.
Minimalimus - ein schmaler Grat
Wie schon angedeutet, waren die nächtlichen Temperaturen weniger sommerlich. Dass ich in meinem Streben nach leichtem und kleinem Gepäck am Seideninlett für meinen Schlafsack gespart hatte, habe ich zu spüren bekommen! Die Nächte waren so kalt, dass mein Zelt am Morgen teilweise von einer dünnen Schicht Eis überzogen war. Ich lag mit Daunenjacke, zwei Thermoshirts, langer Unterhose, normaler Hose, zwei Paar Socken und einer Wollmütze im Schlafsack und schob zu guter Letzt auch noch dessen Ende in meinen Rucksack, um mir die Nächte einigermaßen angenehm zu gestalten. An dieser Stelle hatte ich es ein wenig übertrieben mit meinem Minimalismus, aber damit galt es eben klarzukommen. Was die Kälte wettmachte, waren die herrlichen Plätze, an denen ich mein Zelt aufschlagen durfte: Von Weitsicht über Meerblick, bis hin zu absoluter Idylle an einem kleinen Fluss war alles dabei.
Eine runde Sache
Die Fahrt ums Marmarameer war so, wie ich mir eine Bikepacking-Tour vorstelle: Eintauchen in eine andere Region und Kultur, eine Prise Abenteuer, schöne Begegnungen und nebenbei täglich viele Stunden Spaß auf dem Rad. All inclusive eben - es hat an nichts gefehlt!
Gruß Ben
Wenn Du auf der Suche nach einem individuellen Gravelbike bist, dann schau in unseren Konfigurator oder komm in unseren Laden in die Hegelstraße 7 nach Großbettlingen! Sprich uns an und komm mit Deinen Wünschen und Anforderungen auf uns zu oder vereinbare einen Termin für Deine Bikeberatung: E-Mail info@hardys.tv.